Das aktuell dauergraue Wetter lädt förmlich dazu ein, dass wir eine miese Stimmung und eine seelische Schwere empfinden. Diese Schwere nennt sich in meinem Fall Weltschmerz. Ich bin ein Mensch mit stark hochsensiblen und empathischen Tendenzen, was mich Emotionen besonders stark fühlen lässt. Außerdem lässt es mich sehr emotional reagieren, auch auf Dinge, die mich nicht unmittelbar betreffen. Mit Weltschmerz umzugehen musste ich daher erst einmal lernen. Wie du ihn erkennst, wie er sich äußert und was du dagegen tun kannst, verrate ich dir heute in diesem sehr persönlichen Post.
Was ist Weltschmerz?
Ich habe im Internet folgende Definition gefunden, die ich als durchaus treffend bezeichnen würde:
„Als Weltschmerz wird ein Gefühl der Trauer und der schmerzhaften Melancholie im Angesicht der Unzulänglichkeiten der Welt verstanden. Die aktuellen Unzulänglichkeiten, Fehler und Missstände der Welt werden dabei mit dem verglichen, wie die Welt in einem idealen Zustand aussehen könnte. „Weltschmerz“ geht einher mit einer gewissen negativen pessimistischen Realitätsflucht und auch der persönlichen Aufgabe. „Weltschmerz“ wird als Apathie, Melancholie und Traurigkeit verstanden.“
Mein Weltschmerz
Ich reagiere besonders melancholisch auf die aktuellen Zukunftsprognosen, wenn wir nicht bald alle etwas an unserem Verhalten und Konsum ändern. Denn dann werden unsere Kinder keine Freude mehr an diesem Planeten haben, weil das Klima kippt und die Meere voller Plastik sind. Plastik, das teilweise so klein ist, dass es in unserem menschlichen System landet und dort Schaden anrichtet, den wir aktuell nur erahnen können.
Das Leid der Menschen
Dann ist da noch die Überbevölkerung in nicht allzu weiter Zukunft von prognostizierten 10 Milliarden Menschen, welche die Erde zusätzlich belasten wird. Jeder einzelne neue Mensch verbraucht schließlich Ressourcen und verursacht eine gewisse Menge an CO2. Unsere Ressourcen werden jedoch irgendwann zur Neige gehen (ich sage nur Erdöl und, bedingt durch den Klimawandel, auch Wasser) und möglicherweise Kriege um die letzten Reste ausbrechen. Das lässt mich darüber nachdenken, ob ich durch ein Kind einen Betrag zu dem ganzen leisten möchte. Mein wundervolles kleines Ebenbild wäre dann nämlich ein weiterer Umweltbelaster und Mensch in einer Überpopulation – und es wäre im schlimmsten Fall bedroht durch Kriege oder ähnliches.
Dann sind da noch Ungerechtigkeiten, die Menschen zuteil werden. Die Unterdrückung von Frauen oder Homosexuellen zum Beispiel macht mich traurig. Fremdenhass macht mich traurig. Ausgebeutete Näherinnen in armen Ländern machen mich traurig. Arme Länder und Armut machen mich traurig. Die Tatsache, dass Menschen sinnlose Kriege führen ebenso.
Und dann sind noch die Tiere.
Fühlende Lebewesen, die von uns ausgebeutet werden. Die so gezüchtet werden, dass sie nur dem einem dienen: unserem Konsum. Dabei unheimliche Qualen leiden, weil sie viel zu schnell wachsen und so fett werden, so dass ihre Knochen ihr eigenes Gewicht nicht tragen können. Milchkühe, die irgendwann zusammenbrechen in dem immer fortwährenden Zyklus aus Zwangsschwängerung, Geburt, Trennung vom Kalb und Milch produzieren. Und dann geschlachtet werden, da sie als “Nutztiere” nutzlos geworden sind.
Diese Dinge liegen außerhalb meines direkten Wirkungskreises und ich kann nur meinen eigenen Beitrag leisten – während andere munter weitermachen und einer bewussten Ignoranz nachgehen. Ein Gefühl der Ohnmacht, das omnipräsent ist und doch nur mir selbst obliegt. Und dann ist da noch dieser Drang, perfekt zu sein in dieser unperfekten Welt, um mir zumindest meinen eigenen kleinen Wirkungskreis in einer Mirko-Utopie aufzubauen im Rahmen meiner Möglichkeiten. In der Hoffnung, dass andere vielleicht mitmachen oder es nachmachen.
Wie kannst du mit Weltschmerz umgehen?
Genau das habe ich mich in letzter Zeit auch sehr häufig gefragt, wenn ich mal wieder einen dieser Tage hatte, an denen ich mein eigenes Handeln kritisch reflektiere oder sehe, was alles schief läuft vor meiner Tür. Auch wenn meine Weltschmerz-Themen mich dastehen lassen wie ein Miesepeter und Pessimist: Das bin ich nicht. Ich würde mich selbst als empathischen Optimist und ein Stück weit auch als Realist betiteln. Vielleicht werde ich auch diesen Kategorisierungen nicht immer gerecht und ich bin einfach ich – das ist okay so.
Mit Weltschmerz umgehen bedeutet also, genauso individuell zu handeln, wie jede*r von uns ist und seinen*ihren Weltschmerz empfindet. Da es etwas ist, das in deinem Inneren geschieht, kann es vom Außen eigentlich kaum beeinflusst werden. Ich habe für mich folgende Möglichkeiten mit Weltschmerz umzugehen gefunden.
Konsum von Mainstream Medien reduzieren
Ich besitze einen Fernseher ohne Anschluss. Somit schaue ich nie Fernsehen und beziehe Nachrichten nur über von mir persönlich ausgesuchte Quellen. Falls du jemand bist, der*die Nachrichten konsumiert, die dich dann stressen, solltest du in Erwägung ziehen, es genauso wie ich zu machen. Alternativ kannst du gezielt nach positiven Nachrichten im Internet suchen, statt dich von Horrormeldungen verunsichern zu lassen. Denn glaub mir, da draußen gibt es viele tolle Neuigkeiten, jeden Tag.
Dankbarkeitstagebücher
Je mehr du hast, wofür du dankbar bist, desto schwerer fällt es dir, alles schwarz zu sehen. Diese Wirkung kann ich bestätigen. Das heißt nicht, mehr haben = mehr Dankbarkeit. Schätze die kleinen Dinge. Schreibe dir jeden Tag mindestens eine Sache auf, für die du dankbar bist, egal was es ist. Ein Bullet Journal kann dir dabei helfen.
Erlebnisse
Vor allem Erlebnisse in der Natur lenken mich immer gut ab und erfüllen mich mit Dankbarkeit. Probier es einmal aus. Reisen in Länder, in denen viele Dinge so laufen, dass sie mir Weltschmerz bescheren, hat mir in diesem Zusammenhang sehr geholfen. Alles mit eigenen Augen zu sehen, zu erfahren und etwas zu tun. Aber auch die Erlebnisse mit fremden Kulturen, Gastfreundlichkeit in Dritte Welt Ländern oder Interaktion mit Geflüchteten in Deutschland. All das zeigt, wie viel Gutes da draußen ist und dass wir Menschen eigentlich alle die gleichen Wünsche und Bedürfnisse haben: Frieden, Gesundheit und unser persönliches Glück.
Trage deine Dankbarkeitserkenntnisse aus deinen Erlebnissen am besten gleich in dein Bullet Journal ein, dann kannst du immer wieder zu den positiven Gedanken und Gefühlen zurückkehren.
Andere inspirieren
Mein Mann fragt mich oft, warum ich all diese privaten Dinge und Dinge, die ich z.B. für die Nachhaltigkeit mache, mit “Fremden im Internet” teile, ich könne doch einfach meinen Beitrag zur Weltverbesserung leisten und nicht ein so großes Fass aufmachen. Doch ich bin der Auffassung, wenn man als gutes Beispiel vorangeht und man nur einen in einhundert Menschen dazu bekommt, dass er*sie etwas ändert, dann ist das ein riesiger Erfolg. Denn dieser Mensch inspiriert möglicherweise einen weiteren. Je größer also mein Wirkungskreis, desto wahrscheinlicher mein “Erfolg” – so meine These. Außerdem verbindet das Ganze, bringt Menschen zusammen und es entwickelt sich eine Inspirationsdynamik, die ich als bereichernd empfinde. Vielleicht ist mein Blog auch eine Art Therapie für die Bewältigung meines Weltschmerzes. Zumindest funktioniert das für mich ausgesprochen gut.
Wie bereits im ersten Punkt erwähnt, nicht alles ist schlecht auf dieser schönen Erde. Solange wir Hoffnung und eine Portion Optimismus in uns tragen. Solange wir nicht unsere Augen verschließen und anpacken, so klein unsere Schritte auch sein mögen. Solange wir noch ein Lächeln entsenden können und es jemandem schenken, der es verloren geglaubt hat. Ja, so lange werde ich mich nicht vom Weltschmerz übermannen lassen.
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Ich verstehe nur zu gut, dass du Weltschmerz empfindest, wenn es in den Medien um Zukunftsprognosen geht. Umgehend betätige ich den Aus-Knopf wenn so etwas gesendet wird. Denn das Leben ist viel zu schön für trübe Gedanken die mich selbst verletzten – unnötig vorallem.
Liebe Grüße aus dem https://wellspa-portal.de Katja
Ich mag das Wort Weltschmerz gar nicht. Darin steckt zu viel Apathie. In meinem Wortschatz nenne ich es eher Weltsehnsucht. Ich sehne mich nach Verbesserung und bin süchtig danach auch selbst etwas beizutragen.
Oh ich fühle so mit dir mit! Kann dem allem zustimmen! Bin auch so eine hochsensible, emphatische Frau, die so empfänglich für Weltschmerz, Emotionen und Gefühle ist.
Mir hat es auch mega geholfen, meine Dankbarkeit aufzuschreiben und mich nicht mehr mit den Mainstream Medien zu beschäftigen. Ausserdem sehe ich mittlerweile, dass nicht nur alles immer schlimmer wird, sondern dass sich viele Parts der Welt und der Menschheit sehr weiterentwickeln und das nötige Bewusstsein für die Umwelt bekommen.❤️
Ich danke dir für deinen Kommentar als Gleichgesinnte 😊 Schön, dass wir auch die gleichen Wege zum Umgang mit unseren Emotionen gefunden haben, das bestätigt meine Vorgehensweise 🤗✨
10 Milliarden Menschen? Vor nicht allzu vielen Jahren hieß es noch, jetzt sind wir bald 5 Millilarden, die Erde packt das nicht. Ich glaube, mit dem Weltschmerz kann man besser umgehen, wenn man für sich einen Weg findet, die Welt zu verbessern. Weniger konsumieren, weniger Müll produzieren, nachhaltiger einkaufen oder auf Reisen die einheimischen Märkte unterstützen.
Soweit ich weiß, sind wir aktuell bereits über 7,6 Milliarden Menschen! Je nach Quelle schätzen Experten, dass innerhalb der nächsten 80 Jahre die 10 Milliarden-Marke geknackt wird – das heißt, ich werde es eventuell nicht mehr erleben, mein potentielles Kind allerdings schon.
Ich stimme dir zu, mir hilft “anpacken” auch sehr.
Ich kannte diese Definition nicht. Aber Weltschmerz wie er hier beschrieben wird ist sicher ein sehr wichtiges Thema in der heutigen Gesellschaft. Die Zukunftsprognosen für unsere nachfolgenden Generationen und auch für uns sind sicher nicht die besten. Aber dein Ansatz finde ich toll. Ich bin leider noch viel zu wenig in fremde Länder gereist bisher.
Ein sehr tiefgründiger und toller Artikel
Ein unglaublich wichtiges Thema. Ich kannte den Begriff bis lang so noch gar nicht. Aber deine Tipps für den Umgang sind goldwert. Ich hab’s bei mir sehr gemerkt, als vermehrt Nachrichten über Terroranschläge kursierten… das hat mich ziemlich ängstlich gemacht.
Liebst,
Sarah
Ängstlichkeit und Weltschmerz sind wieder ein paar andere Schuh, Sarah. Angst ist, zB wenn fürchtet, dass man selbst betroffen sein könnte von einem Anschlag, und Weltschmerz ist eine antizipierte Traurigkeit, zB darüber, dass es Terrorismus überhaupt gibt und dass Menschen sowas Schlimmes anderen antun.
Puh das ist ein wirklich schwieriges Thema… Ich hab grad länger überlegt, ob ich das auch habe, aber ich glaube – eigentlich nicht. Ich bin ein absolut positiver Mensch und versuche immer, das Beste aus allem zu machen… ich weiß nicht, ob ich da einfach zu blauäugig bin…
Alles Liebe, Katii
Die Zukunftsprognosen sind meist noch schlechter dargestellt, als es tatsächlich der Fall ist. Vor ein paar Wochen habe ich eine Sendung aus den 80ern gesehen. Es ging um Prognosen für 2010/2020 und was soll ich sagen, so gut wie nichts davon ist eingetroffen. Aber ansich verstehe ich, was du meinst und in vielen Punkten müssen wir uns wirklich ändern und umdenken. Mehr miteinander, als gegeneinander. Besser zu unserem Zuhause (der Erde) sein…
Das ist gerade auch für mich ein wichtiges Thema. Im letzten Jahr haben mich viele Dinge, die gerade im Außen passieren richtig belastet und krank gemacht. Irgendwie muss man allerdings einen Weg finden um damit umzugehen. Ich versuche das Beste zu tun, das ich in meiner kleinen Welt machen kann und hoffe dass sich dadurch (wenn es viele andere auch so machen) auf der Welt etwas ändert.
Liebe Grüße
Verena
ich finde es ganz wichtig, dass du auch nochmal heraushebst, dass eben nicht alles schlecht ist auf der Welt – aber natürlich können wir auch immer noch optimieren … deine Methode gegen diesen Weltschmerz ist da genau der richtige Ansatz 🙂
liebste Grüße auch,
❤ Tina von liebewasist.com
Liebe was ist auf Instagram
Uff, das kann ich alles gut nachfühlen… Ich habe auch solche Tage an denen ich den Sinn nicht mehr sehen kann. Mir hilft es dann, mir bewusst zu machen wie glücklich mein Leben eigentlich ist. Wie schön es ist, dass die Sonne scheint, oder dass der Schnee fällt. Wie wunderbar und surreal es doch ist, dass wir in unserem kleinen Häuschen wohnen können, dass ich einen Garten habe in dem ich machen kann was ich will, wie unfassbar glücklich ich mich schätzen kann meine andere Hälfte gefunden zu haben und so vieles mehr! Das hilft ungemein. Natürlich gibt es auch so viele Dinge die schief laufen in meinem Leben und auf der Welt. Aber wenn wir alle ein bisschen dazu beitragen, wird es auch Stück für Stück ein bisschen besser!
Danke für den inspirirenden Artikel <3
Hallo Miri,
ich kann mit dem Weltschmerz umgehen, in dem ich dankbar bin, dafür, wie es mir geht, wie ich aufgewachsen bin und was das Leben für mich bereit hält.
Klar sollte man über das alles nachdenken, aber je länger ich mir dazu Gedanken mache, desto schlechter fühle ich mich.
Definitiv ein sehr wichtiges Thema.
Liebe Grüße
Bea
Danke für diesen tollen Beitrag zu einem superwichtigem Thema! Auch ich habe damit immer wieder zu kämpfen. Dabei finde ich es insbesondere auch so ungerecht, dass gerade die, die sich auch um andere Lebewesen sorgen, quasi “bestraft” werden und die, die einfach nur an sich oder gar nicht großartig denken, dass es denen am besten geht. Deshalb finde ich es umso wichtiger, dass gerade die sensiblen und empathiefähigen Menschen auf sich Acht geben und auch offen sprechen, um in ihrem Kummer nicht unterzugehen. Denn die Welt braucht mehr solcher Menschen!
Liebe Grüße von Chantel von http://www.the-vegan-travelers.com
Danke Chantel für deine Gedanken! Ich stimme dir vollkommen zu 🤗✨
Ich habe diesen Weltschmerz schon seit meiner Kindheit. Ein ganz großer Fehler war für mich auch, dass ich mir die Verantwortung für das Leid dieser Welt auch noch auf meine Schultern geladen habe. Diesen Punkt konnte ich Gott sei Dank irgendwann für mich klären. Ich bin nicht Schuld daran… weil ich es nicht ändere… Denn ich bin nicht in der Lage den armen Kindern in Indien oder anderen Ländern aus ihren Gefängnissen zu befreien… diesen dunklen kleinen Löchern wo sie kaum gerade sitzen können und nie raus kommen… wo sie z.B. Perlen auf Kleidungstücken nähen müssen… und schon wie gefangene Elefanten vor und zurück wippen… Oder viele andere schlimme Dinge natürlich auch. Dieses Leid können wir nicht direkt Beeinflussen. Das muss man sich vor Augen halten. Heißt, ein Annehmen das es so ist wie es ist und ich nur im Kleinen für mich schauen kann was ich tun kann.
Denn wie sollte ich das ändern… wie könntet ihr es ändern… Nur in dem man diese Kleidung nicht kauft. Die Großen und Mächtigen sind gefragt. Manches Mal gibt es doch Lichtblicke, genau wie du es sagst Miri. ZB wehren sich die großen Firmen wie Amazon, IBM und Microsoft dagegen Gesichtserkennungssoftware an die USA Regierung zu verkaufen, bevor es eine gesetzliche Regelung mit dem Umgang gibt. Auch wenn ich wenig Sympathie für Amazon und co habe… so finde ich es doch beruhigend, dass es auch an solchen Fronten ab und an Menschlichkeit gibt.
Und die Medien größten Teils aus dem Leben zu verbannen kann ich auch nur als sehr, sehr heilsam bestätigen. 🙂 Medien brauchen Sensationen…. davon leben sie … daher muss es dramatisch sein. Und so kann man die Dramatik etwas aus seinem Leben nehmen.
Schön zu sehen, dass ich nicht allein bin. Manchmal fühlt es sich so an… wenn man mal wieder mit Füßen getreten wird.
Viele liebe Grüße
Jay
Hallo Jay, auch wenn ich erst jetzt dazu gekommen bin, deinen Kommentar zu lesen, möchte ich dir dafür danken, dass du deine Gedanken hier teilst! Obwohl wir ja alle eigentlich miteinander verbunden sind, ist es immer wieder schön zu sehen, auf welch besondere Weise wir mit einigen Menschen mehr verbunden sind. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast den Artikel zu lesen und den Kommentar zu schreiben.
Ein Lächeln, Miri